Conference details
Lebenskompass - zwischen Pflicht und Selbstverwirklichung; 30. Wissenschaftliches Symposium für Psychotherapie
Sekretariat der Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie
Stefanie Czyganowski
Tel.: 0234 5077-3442, Fax: 0234 5077-3599
E-Mail: stefanie.czyganowski@lwl.org
Die Pflicht nehmen wir nicht selten als Aufgabe wahr, als eine Forderung an uns selbst, deren Gründe prinzipiellen, persönlichen oder sozialen Ursprungs sind. Wir fühlen uns diesen Aufgaben verpflichtet, können uns dem nicht entziehen, haben sie doch eine große Verbindlichkeit. Im Gegensatz zum Zwang beruht die Pflicht nicht nur auf einem gesellschaftlichen, rationalen oder ethischen Diskurs, sondern auch auf einem Konsens. Das sich verpflichtet fühlende Individuum geht von der Notwendigkeit seiner Handlungen aus. Es übernimmt Verantwortung, die in der Regel eine Gewissensprüfung und eine Risikoabschätzung voraussetzt. Beim Zwang fehlen Einverständnis oder Einsicht, der freie Wille ist irrelevant.
Selbstverwirklichung verweist auf die Entfaltung der eigenen Möglichkeiten, des eigenen Potenzials und zielt auf die Verwirklichung der eigenen Wünsche im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und Begabungen ab. Es liegt auf der Hand, dass Selbstverwirklichung für jeden Menschen etwas Anderes bedeutet. Für den einen kann eine künstlerische Tätigkeit die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung
bieten, für die anderen ist es vielleicht das Werkeln im eigenen Garten oder das Erlernen von neuem Wissen im eigenen Interessengebiet.
Pflicht und Selbstverwirklichung sind gesellschaftlich und kulturell geprägt, ebenso die Psychotherapie. Beide unterliegen einem entsprechenden Wandel. Nicht zufällig dürften Begriffe wie „Individuation“ und „Abgrenzung“ als wichtige Elemente der Selbstverwirklichung in der Psychotherapie häufige und durchweg positiv konnotierte Begriffe sein, wohingegen Pflicht assoziativ nicht etwa an Erfüllung, sondern an das Über-Ich und dessen Entlastung denken lässt.
Nach „Dieseits von Gut und Böse“ (2022), „Beschleunigung und Entschleunigung“ (2021), „Schuld und Scham“ (2019), „Liebe und Partnerschaft“ (2018) oder „Veränderbarkeit – Ändern, Verändern, Anders“ (2017) – lassen Sie uns gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Medizin, der Neurobiologie, Philosophie, Psychologie und Theologie in bewährter Weise aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Blicken wir einem interessanten und spannenden Symposium entgegen.