130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
Präzisionsmedizin - Wünsche und Wirklichkeiten
Präzisionsmedizin, das ist etwas, was wir alle wollen. Auf jede Patientin, auf jeden Patienten so reagieren, antworten, sie oder ihn so therapieren, wie es die Erkrankung dieser Patientin oder dieses Patienten wirklich benötigt. Mit dem Wort „Präzisionsmedizin“ verbindet sich natürlich, dass wir einen molekularen Trigger haben, an dem wir die Therapie ausrichten. Ein Beispiel aus der Onkologie: Wenn Sie bei einem Patienten mit einer linksverschobenen neutrophilen Leukozytose das Vorliegen einer BCR::ABL-Gentrans-lokation nachweisen, liegt eine BCR::ABL-positive chronische myeloische Leukämie vor, die mit einem genau dafür entwickelten Tyrosinkina-seinhibitor behandelt wird, womit eine fast normale Lebenserwartung des Patienten für eine vormals immer tödliche Erkrankung erreicht wird. Es gibt viele weitere Beispiele aus der Inneren Medizin, vor allem aus der Hämatologie und Onkologie, die diesem Beispiel zu folgen scheinen. Daher haben sich an spezialisierten Kliniken molekulare Tumorboards gebildet, die für einige Krankheiten als Standard angesehen werden.
Die molekular getriggerte medikamentöse Therapie hat also Einzug in therapeutische Entscheidungen unserer Patientinnen und Patienten gehalten, aber die Frage darf gestellt werden, ob diese Erkenntnisse über die bisher bekannten klinisch relevanten Daten hinaus gehen. Hat die Vervielfältigung molekularer Zielmoleküle bisher übliche randomisierte Therapiestudien obsolet werden lassen? Oft ist auch die Entscheidung für oder gegen Therapie durch internistische Komorbidität gekennzeichnet.
Es geht also um die Frage, was ist wirklich dran an der Präsizionsmedizin, ist es mehr Wunsch oder bereits Wirklichkeit? Das wollen wir 2024 miteinander diskutieren.