75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V.
Das Thema unserer Tagung ist eines, bei dem man vielleicht im ersten Moment
wieder weghören möchte. Das Signalrot, das wir als Farbe gewählt haben,
macht genau das anschaulich, was Schmerz ist – ein Signal. Wir leben in einer Welt der Selbstoptimierung, in der es offensichtlich kaum noch einen Ort
gibt, an dem Schmerz als ein Teil des Lebens respektiert wird, der gehört und
verstanden werden will. Er soll bitte gar nicht erst auftreten und wenn, dann
schnell wieder weg gemacht werden.
Somit haben wir uns trotz des Reflexes der Abwendung oder gerade deshalb
entschieden, uns diesem Thema von unterschiedlichsten Perspektiven zu nähern.
Leiden und Schmerz ist eine Erfahrung, die jedem Menschen vertraut ist und
als solche ein verbindendes Element des Mensch-Seins. Schmerz in seiner
körperlichen Dimension kann psychisch so belastend sein, dass Menschen darunter depressiv, unter Umständen lebensmüde werden. Umgekehrt kennen
wir Schmerz als Ausdrucksform psychischen Leids.
Wir begegnen in unserer klinischen Tätigkeit Schmerz in allen Facetten und
möchten in diesen Tagen von neusten Erkenntnissen erfahren, dabei auch
der Frage nachgehen, welchen Platz in diesem Feld psychoanalytisches Denken und Verstehen einnimmt. Wir werden uns dem psychosomatischen Verständnis, aber auch den gesellschaftlichen und soziokulturellen Aspekten des Schmerzes widmen. Es ist aktuell mehr als evident, dass der Schmerz nicht nur
persönliches Leid betrifft, sondern wir von dem Geschehen in der Welt und in
der Gesellschaft schmerzhaft betroffen sind.