Gemeinsam informiert entscheiden - 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin
Prof. Dr. Dr.med. Günter Ollenschläger, Kongresspräsident, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Uniklinikum Köln
“Gemeinsam informiert entscheiden” – so das Leitmotiv des EbM-Netzwerks und so auch das Motto des 17. EbM-Kongresses, der vom 3. bis zum 5. März 2016 in Köln stattfinden wird. In insgesamt 150 wissenschaftlichen Beiträgen und über 20 Workshops werden wir Praxis und Theorie / Wirklichkeit und Anspruch einer Evidenzbasierten Gesundheitsversorgung diskutieren.
Während der EbM-Aspekt der Suche nach der besten Evidenz bekannt und etabliert ist, gerät leicht aus dem Blick, dass auf dieser Basis Entscheidungen von Individuen getroffen werden sollen. EbM umfasst dabei die Kompetenzen, Präferenzen und Wertvorstellungen von Handelnden und Betroffenen. Wir wollen diesen Aspekt, sozusagen die 3. Säule der Evidenzbasierten Medizin in den Mittelpunkt unserer Jahrestagung in Köln stellen.Auch wenn Evidenzbasierte Patienteninformation und partizipative Entscheidungsfindung heute bereits in Leitlinien gefordert werden, gibt es noch viele offene Fragen, die wir in Köln diskutieren wollen:
- Ist informierte Patientenentscheidung Luxus oder ethisch legitimiertes Recht der Patientinnen und Patienten? Inwieweit wird daraus die Pflicht, sich umfassend informieren zu lassen?
- Welchen Nutzen hat die informierte bzw. partizipative Entscheidungsfindung? Wie wird dieser Nutzen gemessen? Ist sie auch geboten, wenn ein Nutzen fehlt?
- Wie wird das Patientenrechtegesetz umgesetzt – zum Beispiel in Aufklärungsgesprächen und –materialien?
- Welche Informationen wollen bzw. brauchen Ärztinnen und Ärzte bzw. Patientinnen und Patienten für informierte Entscheidungen? Was sind geeignete Kontextbedingungen?
- Wie können wir spezifischen Gruppen gerecht werden wie Asylsuchenden oder Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit einem geringen Maß an Bildung?
Wie jedes Jahr bietet der Kongress auch ein Forum zur Diskussion von EbM-Themen, die nicht unmittelbar zum Schwerpunktthema gehören.