Forschungsdateninfrastruktur für die Lebenswissenschaften in Deutschland – Konsortium stellt Positionspapier vor
Die lebenswissenschaftliche Forschung erlebt als Ergebnis der zunehmenden Digitalisierung anhaltend einen rasanten Zuwachs an Forschungsdaten, die bewältigt werden müssen und weiter genutzt werden können. Dabei spielen interdisziplinäre, translationale und datenanalytische Ansätze zur Datennutzung eine immer wichtigere Rolle. Um diese Entwicklungen bestmöglich zu unterstützen, gilt es, das Teilen und Veröffentlichen von Forschungsdaten zu fördern und zu erleichtern. Hierfür muss das Forschungsdatenmanagement nach sogenannten FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable und Re-usable) umgesetzt werden. Damit verbunden ist ein umfassender Kulturwandel in der lebenswissenschaftlichen Forschung, der initiiert und begleitet werden muss.
Die Gründung von NFDI4Life trägt diesen Entwicklungen und Anforderungen Rechnung. Dabei setzt das Konsortium neue Impulse und vernetzt bereits vorhandene Initiativen, so dass Forschungsdaten möglichst weitgehend, zum Beispiel mit der wissenschaftlichen Literatur und existierenden Daten, verknüpft werden können. Ziel ist es zudem, innovative Dienste zu Forschungsdaten anzubieten, die dann synergetisch genutzt werden können.
Das NFDI4Life-Konsortium hat sich Ende 2017 formiert. Es setzt sich zusammen aus über 20 Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen, die entweder den gesamten Bereich der Lebenswissenschaften abdecken oder einzelne Subdomänen vertreten. Die beteiligten Forschungsinstitute arbeiten entweder fachspezifisch im Bereich der Lebenswissenschaften – also Medizin, Biodiversität, Ernährungs-, Agrar- und Umweltwissenschaften – oder methodenspezifisch im Bereich der Datenwissenschaften. Das Konsortium umfasst sowohl universitäre als auch außeruniversitäre Partner der Leibniz- und Fraunhofer-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Ressortforschung. Es bildet somit die institutionelle Vielfalt der deutschen Wissenschaftslandschaft ab. Damit erfüllt NFDI4Life die umfänglichen Ansprüche an eine Nationale Forschungsdateninfrastruktur.
In seinem Positionspapier „Leistung aus Vielfalt“ hat der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) 2016 empfohlen, eine koordinierte Forschungsdateninfrastruktur für Deutschland (NFDI) aufzubauen. Ziel ist es, die Interoperabilität der Datenbestände, niedrigschwellige und nachhaltige Zugänglichkeit zu Forschungsdaten und die kontinuierliche, wissenschaftsgetriebene Weiterentwicklung entsprechender Dienste zu gewährleisten. Derzeit entsteht die NFDI als ein arbeitsteilig angelegtes, bundesweites Netzwerk aus domänenspezifischen Konsortien. Die gesamte Infrastruktur soll zukünftig ein verlässliches und nachhaltiges Service-Portfolio bereitstellen, welches den generischen und domänenspezifischen Bedarf des Forschungsdatenmanagements in Deutschland abdeckt. Die Dienste stehen dann Forschenden fach-, institutionen- sowie bundesländerübergreifend zur Verfügung.
Das NFDI4Life-Konsortium soll Teil dieser Nationalen Forschungsdateninfrastruktur werden. Die Partnerinstitutionen betreiben einerseits fachspezifische Methodenforschung und schaffen Informationsservices für die Lebenswissenschaften. Andererseits entwickelt das Netzwerk generische Dienste für die gesamte Nationale Forschungsdateninfrastruktur, zum Beispiel Lehr- und Trainingsangebote. Darüber hinaus stehen die Förderung der guten wissenschaftlichen Praxis im Umgang mit Forschungsdaten sowie die Umsetzung der FAIR- Prinzipien im Mittelpunkt der Arbeit.
Die Partner im Konsortium NFDI4Life:
- BIPS GmbH – Leibniz -Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie
- Botanischer Garten & Botanisches Museum Berlin – Freie Universität Berlin
- CeBiTec – Center for Biotechnology
- de.NBI – Deutsches Netzwerk für Bioinformatik Infrastruktur
- DIMDI – Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
- Fraunhofer FIT (Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik)
- Fraunhofer SCAI (Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen)
- GFBio (Gesellschaft für Biologische Daten e.V.)
- HITS (Heidelberger Institut für Theoretische Studien)
- IPK – Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
- KTBL – Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V.
- Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI)
- Medizinischer Fakultätentag
- RKI (Robert Koch-Institut)
- RRZK (Regionales Rechenzentrum der Universität zu Köln)
- TiHo – Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
- TMF (Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.)
- ULB – Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
- USB Köln – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.)
- ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften
- Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (University Bremen/MARUM/AWI)